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Letztes Update: Dienstag, 08.07.2003 |
Folge 11: Die Kampflinie |
Bei dem Wort "Kampflinie" denken viele an eine übermäßig harte Fahrweise, bei der man mit allen Mitteln versucht, den Gegner am Überholen zu hindern. Kartfahren bedeutet jedoch nicht Krieg und auch nicht Rennen fahren im Stile von Ben Hur im Circus Maximus, wo Gegner mit Messern an den Speichen am Siegen gehindert werden sollten. Kartfahren ist Sport - und Sport heißt auch Fairness. Das soll jedoch auch nicht heißen, dass der Vordermann dem vermeintlich schnelleren Verfolger ohne Gegenwehr den Weg freiräumen muss. Ein bisschen Kampfgeist gehört schon dazu - aber bitte mit fairen Mitteln! Im Kartsport spricht man deshalb auch von der "fairen Kampflinie", die lediglich einen taktischen Fahrstil beschreibt. Dabei ist nicht vorgesehen, dass man den Gegner berührt oder gar in eine Kollision zwingt. Eine solche Kollision sollte auf jeden Fall vermieden werden. Im Gegensatz zur Ideallinie ist das Ziel der "fairen Kampflinie" nicht die schnellste Rundenzeit sondern das Erschweren des Überholens für den Gegner. Folglich verläuft die Kampfline dort, wo man den Angriff seines Kontrahenten erwartet. Vor einer Kurve zum Beispiel, kurz vor dem Scheitelpunkt, an dem man von seinem Gegner ausgebremst werden könnte. Um dies zu verhindern, wechselt man früher die Spur und steuert sein Kart ins Kurveninnere. Das Fahren einer Kampflinie hat jedoch nicht nur den Vorteil, dass man seinem Gegner das Überholen erschwert. Es gibt auch ein paar ganz entscheidende Nachteile. Zum einen erhöhen sich beim Abweichen von der Ideallinie die Rundenzeiten teils dramatisch. Zum anderen gerät man leicht aus dem Rhythmus, wenn man plötzlich eine andere Linie fährt und seine Bremspunkte neu suchen muss. Des Weiteren muss man auch darauf achten, dass auf einer anderen Linie auch der Streckenbelag unterschiedlich sein kann. Möglicherweise ist es dort rutschiger und man kommt auf der Kampflinie arg in Begrängnis. Eines sollte jedem klar sein: Mit der Kampflinie kann man das Überholen des Gegners nur erschweren. Ist er dennoch schneller, muss man ihn wohl oder übel von dannen ziehen lassen - auch wenn's schwer fällt. Des Weiteren sollte man sich darüber im Klaren sein, dass diese Fahrweise keine guten Rundenzeiten mehr zulässt. Unter Umständen kann durch langwieriges Fahren auf der Kampflinie das Verfolgerfeld aufschließen und auf einmal hat man eine ganze Meute hinter sich, statt wie bisher nur einen einzelnen Fahrer. Gelingt es dem unmittelbaren Verfolger, beispielsweise durch einen Fahrfehler, letztendlich doch zu überholen, schlupft meistens noch ein anderer Fahrer mit durch. Wenn man Pech hat, verliert man also gleich mehrere Positionen. Es ist also manchmal schlauer, eine Position abzugeben als zu riskieren, mehrere Positionen zu verlieren. Das Fahren der "fairen Kampfline" sollte übrigens nur
unter einigermaßen gleichwertigen Fahrern praktiziert werden. Sinnlos
wird sie auch bei reinen Zeit-Qualifikationen, da die Platzierung im Zieleinlauf
ja keine Rolle spielt. Man macht sich in diesem Fall dadurch nur die eigene
Rundenzeit kaputt - oder eben auch die gute Beziehung zu seinen Fahrerkollegen.
© Michael Gärtner |
nächste Folge: Überholen (noch nicht
verfügbar)
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