Vor allem Anfänger haben Probleme, richtig in einem Kart zu sitzen.
Aber auch den Fortgeschrittenen passiert es hin und wieder, dass sie zu
spät merken, dass Ihnen ihr ausgewähltes (oder per Los zugeteiltes
Kart) überhaupt nicht richtig "passt". Ob man beim Fahren
die richtige Sitzhaltung einnimmt, entscheidet sich nämlich schon
beim Einsteigen. Auch abgebrühte "Rennfahrer" vergessen
in Ihrer Leidenschaft und ihrer sehnsüchtigen Erwartung, endlich
ein paar schnelle Runden zu drehen, einige Dinge zu kontrollieren, bevor
sie sich auf die Strecke begeben.
Bequemes Erreichen der Pedale
Ebenso, wie wir Fahrer unterschiedlich groß sind, gibt es auch Karts,
die unterschiedlich groß sind. Manche haben einen kürzeren
Abstand vom Sitz zu den Pedalen, andere wiederum einen längeren.
Wenn man sich in ein Go-Kart setzt, sollte man als erstes prüfen,
ob man mit beiden Beinen bequem beide Pedale (Brems- und Gaspedal) erreichen
und vor allem auch ganz durchtreten kann. Beim vollständigen Durchtreten
der Pedale sollten die Knie jedoch auf keinen Fall komplett durchgestreckt,
sondern immer noch leicht angewinkelt sein. Bei einem Frontal-Aufprall
kann man sich sonst ernsthafte Verletzungen der Kniegelenke zuziehen,
wenn die Knie nicht nach oben gehen können und dann nach unten wegknicken
(Aua! Allein die Vorstellung schmerzt schon!)
Durch abwechselndes Durchtreten beider Pedale kann man prüfen, ob
ein unverkrampftes Fahren überhaupt möglich ist. Wenn man dabei
die Pedale nur durchtreten kann, indem man mit dem Hintern im Sitz hin
und herrutscht, sind die Pedale zu weit entfernt und man benötigt
Pedalverlängerungen. Diese gehören zur Standard-Ausstattung
einer guten Kartbahn und sind von den Mechanikern in wenigen Minuten montiert.
Einige Karts verfügen über integrierte Pedalverlängerungen,
die einfach ausgeklappt werden können. Dadurch gelangen die Pedale
5-10 Zentimeter weiter in Richtung Fahrersitz.
Die Sitzschale
Ebenfalls vor dem Herausfahren aus der Boxengasse sollte man prüfen,
ob man in der Sitzschale richtig sitzt und sie nirgendwo gegen die Rippen
oder das Becken drückt. Zu groß sollte sie jedoch auch nicht
sein. Durch den schnellen Kurvenwechsel auf den Kartbahnen kommt es nämlich
sehr oft vor, dass man in der Sitzschale hin- und her geschleudert wird.
Da diese Sitzschalen aus Hartplastik gefertigt sind bzw. nur bedingt gepolstert
sind, kann das je nach Körperstatur mitunter recht schmerzhaft werden
(schlankere Fahrer rutschen hier viel mehr als Fahrer, die besser "in
den Sitz hineinpassen").
Abhilfe schaffen hier die auf den meisten Kartbahnen bereit liegenden
zusätzlichen Sitzschalen aus Hartschaumstoff. Diese werden einfach
in den Sitz hineingelegt. Dadurch erhält man einen schmäleren
Sitz, der das Hin- und Her-Rutschen größtenteils verhindert,
was blaue Flecken und Prellungen nahezu eliminiert. Außerdem wird
durch die zusätzliche Sitzschale die Sitzposition etwas nach vorne
verlegt, was sehr vorteilhaft für kleinere Fahrer ist, die dann bequemer
mit den Füßen an die Pedale gelangen.
Manche Fahrer passen jedoch in diese Sitzschalen nicht hinein, bzw. gelangen
dann in ihrer Sitzposition zu weit nach vorne - die Knie schieben sich
dann unweigerlich nach oben in Höhe des Lenkrades und das Lenken
wird so erschwert. Diese Fahrer müssen mit den weniger komfortabel
aussehenden (meist gelben) Schaumstoff-Matten Vorlieb nehmen. Diese bringen
jedoch mehr Fahrkomfort, als ihr Aussehen erahnen lässt. Mit einem
solchen Schaumstoff-Schutz im Rücken lassen sich schmerzhafte Blessuren
deutlich eindämmen.
Wem
das dann immer noch nicht reicht, der muss auf einen Rippenschutz zurückgreifen.
Solch ein Rippenschutz ist im "richtigen" Kartsport durchaus
üblich und für Bambini- und Jugendfahrer sogar vorgeschrieben.
Er schützt bei Unfällen vor Verletzungen beim Aufprall auf das
Lenkrad und auch vor den berüchtigten blauen Flecken vom Hin- und
Her-Scheuern in der Sitzschale. Solche eine Rippenschutz-Westen, die in
verschiedenen Ausführungen (je nach Hersteller) verfügbar sind,
kosten etwa 15-20 Euro und sind in den verschiedensten Größen
erhältlich. (Bild: www.levior.de)
Vielfach beklagt wurden auch schon Blessuren an den Waden (von den
Querlenkern) und an den Knien (vom Tank bzw. Tankdeckel unter dem Lenkrad).
Hier erweisen sich Protektoren (gepolsterte Knieschützer bzw. Plastik-Protektoren
für Inliner-Fahrer) als äußerst nützlich. Ein solcher
Protektor präziste platziert an der Innenseite des betreffenden Knies
bzw. an den Waden leicht oberhalb der Achillessehne verhindert blaue Flecken
und eventuell auch größere Verletzungen im Falle eines Crashs.
Gegen Verletzungen der Halswirbelsäule schützen ebenfalls im
Karthandel oder bei Kartbahnen erhältliche Nackenschützer (siehe
Bild). Auch diese sind im Kartsport üblich und bei Bambini-Fahrern
vorgeschrieben. Im Falle eines Unfalls verhindern sie aprupte Kopfbewegungen,
die ein Schleudertrauma oder ernsthaftere Verletzungen der Nackenmuskulatur
und der Halswirbel nach sich ziehen können.
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Lenkrad-Haltung
Wer mit dem Lenkrad eines Go-Karts ebenso umgeht wie mit dem seines PkWs
macht mit Sicherheit etwas falsch. Lockeres, legeres Halten oder wie schon
beobachtet "Übergreifen" beim Kurvenfahren ist ebenso falsch
wie verbissenes, verkrampftes Festbeißen am Lenkrad. Wer schnell
unterwegs sein möchte, umfasst sein Lenkrad fest aber unverkrampft
mit beiden Händen. Ob man das Lenkrad nun in "10 und 14 Uhr-Stellung"
hält oder weiter oben bzw. unten, ist vom persönlichen Gefühl
abhängig. Wichtig ist, dass man ein gutes Gefühl hat und sämtliche
Kurven der Strecke so fahren kann, dass man nicht übermäßig
die Halteposition ändern muss. Vereinzelt wurden schon Fahrer (-innen?)
beobachtet, die in einer Kurve das Lenkrad auf einer Seite mit beiden
Händen nach unten gezogen haben, um den Kraftaufwand zu bewältigen.
Es versteht sich von selbst, dass mit einer solchen Technik eine schnelle
Runde kaum möglich sein wird.
Auf der Strecke
Den Anfänger im Kart erkennt man vorrangig an dessen Körperhaltung: Er
sitzt meist vornüber gebeugt, "legt" sich in die Kurve wie beim Motorrad
fahren und "rudert" recht heftig mit dem Lenkrad herum. Eine solche Fahrweise
entlastet die äußeren Räder auf Kosten der möglichen Querbeschleunigung.
Passiert dieses zugleich mit dem Einlenkmoment, so drückt die Gewichtsverlagerung
das Kart zusätzlich aus der Kurve.
Bei Regen oder glatter Fahrbahn kann ein "Sich-aus-der-Kurve-hängen" vielleicht
noch einen Vorteil bringen, weil traktionsfördernde Last auf die Außenräder
käme. Praktisch sieht das dann so aus, dass man in einer Kurve, bevor
das Kart nach außen hin wegrutscht, das Körpergewicht so nach
außen verlagert, dass zusätzliches Gewicht auf die Außenräder
kommt. Hat das Kart hingegen so viel Grip, dass sogar die kurveninneren
Räder abzuheben beginnen, muss man sein Körpergewicht nach innen
verlagern.
Der abgeklärte Kart-Pilot sitzt aufrecht, nahezu unbeirrt von jeder Querbeschleunigung!
Ein wirklich schneller Fahrer wird somit einen eher unauffälligen Fahrstil
pflegen, eine spektakuläre Fahrweise mit viel "Quer" ist ihm zuwider.
Seine kurzen knappen Lenkmanöver, geprägt von zielsicherer Genauigkeit
und wenigen Korrekturen, erlauben ihm, mit einem hohen Drehzahlniveau
aus der Kurve auf den nächsten Streckenabschnitt zu gehen. Jeden überflüssigen
Drift vermeidet er, kostet er ihn doch Zeit, die nicht in Geschwindigkeit
umsetzbar ist!
Natürlich sind das alles Eigenschaften, die einer langen Erfahrung bedürfen.
Schwung holen
Ein etwas ungewöhnlich aussehendes Fahrverhalten sollte man beim
Kartfahren durchaus einmal ausprobieren: Das "Schwung holen"
aus einer Kurve heraus. Da ein Kart nunmal sehr leicht ist, kann man mit
einer Ruckbewegung des eigenen Körpergewichts durchaus Schwung holen.
Gerade beim Kurvenausgang kann das sinnvoll sein. Allerdings reicht es,
das einmal zu machen und nicht, wie oft zu sehen, noch auf der Geraden
wie ein gedoptes Känguruh herumzuhüpfen.
© Michael Gärtner
Teilweise aus folgenden Quellen: KARTING en DETAIL - KARTING für SPORT
und HOBBY; D. Doeblin, März 1996 (RIMO Handels- und Verlags-GmbH), KART-SPORT,
Ein Leitfaden für den Kartsport III, Wolfgang Feßke, November 1997 (RIMO
Handels- und Verlags-GmbH), Kartfahren (RTL-Buchedition)
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