Tipps&Tricks    
Letztes Update: Sonntag, 29.12.2002

Folge 2: Die richtige Sitzhaltung

Vor allem Anfänger haben Probleme, richtig in einem Kart zu sitzen. Aber auch den Fortgeschrittenen passiert es hin und wieder, dass sie zu spät merken, dass Ihnen ihr ausgewähltes (oder per Los zugeteiltes Kart) überhaupt nicht richtig "passt". Ob man beim Fahren die richtige Sitzhaltung einnimmt, entscheidet sich nämlich schon beim Einsteigen. Auch abgebrühte "Rennfahrer" vergessen in Ihrer Leidenschaft und ihrer sehnsüchtigen Erwartung, endlich ein paar schnelle Runden zu drehen, einige Dinge zu kontrollieren, bevor sie sich auf die Strecke begeben.

Bequemes Erreichen der Pedale

Ebenso, wie wir Fahrer unterschiedlich groß sind, gibt es auch Karts, die unterschiedlich groß sind. Manche haben einen kürzeren Abstand vom Sitz zu den Pedalen, andere wiederum einen längeren. Wenn man sich in ein Go-Kart setzt, sollte man als erstes prüfen, ob man mit beiden Beinen bequem beide Pedale (Brems- und Gaspedal) erreichen und vor allem auch ganz durchtreten kann. Beim vollständigen Durchtreten der Pedale sollten die Knie jedoch auf keinen Fall komplett durchgestreckt, sondern immer noch leicht angewinkelt sein. Bei einem Frontal-Aufprall kann man sich sonst ernsthafte Verletzungen der Kniegelenke zuziehen, wenn die Knie nicht nach oben gehen können und dann nach unten wegknicken (Aua! Allein die Vorstellung schmerzt schon!)

Durch abwechselndes Durchtreten beider Pedale kann man prüfen, ob ein unverkrampftes Fahren überhaupt möglich ist. Wenn man dabei die Pedale nur durchtreten kann, indem man mit dem Hintern im Sitz hin und herrutscht, sind die Pedale zu weit entfernt und man benötigt Pedalverlängerungen. Diese gehören zur Standard-Ausstattung einer guten Kartbahn und sind von den Mechanikern in wenigen Minuten montiert. Einige Karts verfügen über integrierte Pedalverlängerungen, die einfach ausgeklappt werden können. Dadurch gelangen die Pedale 5-10 Zentimeter weiter in Richtung Fahrersitz.

Die Sitzschale

Ebenfalls vor dem Herausfahren aus der Boxengasse sollte man prüfen, ob man in der Sitzschale richtig sitzt und sie nirgendwo gegen die Rippen oder das Becken drückt. Zu groß sollte sie jedoch auch nicht sein. Durch den schnellen Kurvenwechsel auf den Kartbahnen kommt es nämlich sehr oft vor, dass man in der Sitzschale hin- und her geschleudert wird. Da diese Sitzschalen aus Hartplastik gefertigt sind bzw. nur bedingt gepolstert sind, kann das je nach Körperstatur mitunter recht schmerzhaft werden (schlankere Fahrer rutschen hier viel mehr als Fahrer, die besser "in den Sitz hineinpassen").

Abhilfe schaffen hier die auf den meisten Kartbahnen bereit liegenden zusätzlichen Sitzschalen aus Hartschaumstoff. Diese werden einfach in den Sitz hineingelegt. Dadurch erhält man einen schmäleren Sitz, der das Hin- und Her-Rutschen größtenteils verhindert, was blaue Flecken und Prellungen nahezu eliminiert. Außerdem wird durch die zusätzliche Sitzschale die Sitzposition etwas nach vorne verlegt, was sehr vorteilhaft für kleinere Fahrer ist, die dann bequemer mit den Füßen an die Pedale gelangen.

Manche Fahrer passen jedoch in diese Sitzschalen nicht hinein, bzw. gelangen dann in ihrer Sitzposition zu weit nach vorne - die Knie schieben sich dann unweigerlich nach oben in Höhe des Lenkrades und das Lenken wird so erschwert. Diese Fahrer müssen mit den weniger komfortabel aussehenden (meist gelben) Schaumstoff-Matten Vorlieb nehmen. Diese bringen jedoch mehr Fahrkomfort, als ihr Aussehen erahnen lässt. Mit einem solchen Schaumstoff-Schutz im Rücken lassen sich schmerzhafte Blessuren deutlich eindämmen.

Wem das dann immer noch nicht reicht, der muss auf einen Rippenschutz zurückgreifen. Solch ein Rippenschutz ist im "richtigen" Kartsport durchaus üblich und für Bambini- und Jugendfahrer sogar vorgeschrieben. Er schützt bei Unfällen vor Verletzungen beim Aufprall auf das Lenkrad und auch vor den berüchtigten blauen Flecken vom Hin- und Her-Scheuern in der Sitzschale. Solche eine Rippenschutz-Westen, die in verschiedenen Ausführungen (je nach Hersteller) verfügbar sind, kosten etwa 15-20 Euro und sind in den verschiedensten Größen erhältlich. (Bild: www.levior.de)

Vielfach beklagt wurden auch schon Blessuren an den Waden (von den Querlenkern) und an den Knien (vom Tank bzw. Tankdeckel unter dem Lenkrad). Hier erweisen sich Protektoren (gepolsterte Knieschützer bzw. Plastik-Protektoren für Inliner-Fahrer) als äußerst nützlich. Ein solcher Protektor präziste platziert an der Innenseite des betreffenden Knies bzw. an den Waden leicht oberhalb der Achillessehne verhindert blaue Flecken und eventuell auch größere Verletzungen im Falle eines Crashs.

Gegen Verletzungen der Halswirbelsäule schützen ebenfalls im Karthandel oder bei Kartbahnen erhältliche Nackenschützer (siehe Bild). Auch diese sind im Kartsport üblich und bei Bambini-Fahrern vorgeschrieben. Im Falle eines Unfalls verhindern sie aprupte Kopfbewegungen, die ein Schleudertrauma oder ernsthaftere Verletzungen der Nackenmuskulatur und der Halswirbel nach sich ziehen können.

Lenkrad-Haltung

Wer mit dem Lenkrad eines Go-Karts ebenso umgeht wie mit dem seines PkWs macht mit Sicherheit etwas falsch. Lockeres, legeres Halten oder wie schon beobachtet "Übergreifen" beim Kurvenfahren ist ebenso falsch wie verbissenes, verkrampftes Festbeißen am Lenkrad. Wer schnell unterwegs sein möchte, umfasst sein Lenkrad fest aber unverkrampft mit beiden Händen. Ob man das Lenkrad nun in "10 und 14 Uhr-Stellung" hält oder weiter oben bzw. unten, ist vom persönlichen Gefühl abhängig. Wichtig ist, dass man ein gutes Gefühl hat und sämtliche Kurven der Strecke so fahren kann, dass man nicht übermäßig die Halteposition ändern muss. Vereinzelt wurden schon Fahrer (-innen?) beobachtet, die in einer Kurve das Lenkrad auf einer Seite mit beiden Händen nach unten gezogen haben, um den Kraftaufwand zu bewältigen. Es versteht sich von selbst, dass mit einer solchen Technik eine schnelle Runde kaum möglich sein wird.

Auf der Strecke

Den Anfänger im Kart erkennt man vorrangig an dessen Körperhaltung: Er sitzt meist vornüber gebeugt, "legt" sich in die Kurve wie beim Motorrad fahren und "rudert" recht heftig mit dem Lenkrad herum. Eine solche Fahrweise entlastet die äußeren Räder auf Kosten der möglichen Querbeschleunigung. Passiert dieses zugleich mit dem Einlenkmoment, so drückt die Gewichtsverlagerung das Kart zusätzlich aus der Kurve.

Bei Regen oder glatter Fahrbahn kann ein "Sich-aus-der-Kurve-hängen" vielleicht noch einen Vorteil bringen, weil traktionsfördernde Last auf die Außenräder käme. Praktisch sieht das dann so aus, dass man in einer Kurve, bevor das Kart nach außen hin wegrutscht, das Körpergewicht so nach außen verlagert, dass zusätzliches Gewicht auf die Außenräder kommt. Hat das Kart hingegen so viel Grip, dass sogar die kurveninneren Räder abzuheben beginnen, muss man sein Körpergewicht nach innen verlagern.

Der abgeklärte Kart-Pilot sitzt aufrecht, nahezu unbeirrt von jeder Querbeschleunigung! Ein wirklich schneller Fahrer wird somit einen eher unauffälligen Fahrstil pflegen, eine spektakuläre Fahrweise mit viel "Quer" ist ihm zuwider. Seine kurzen knappen Lenkmanöver, geprägt von zielsicherer Genauigkeit und wenigen Korrekturen, erlauben ihm, mit einem hohen Drehzahlniveau aus der Kurve auf den nächsten Streckenabschnitt zu gehen. Jeden überflüssigen Drift vermeidet er, kostet er ihn doch Zeit, die nicht in Geschwindigkeit umsetzbar ist!
Natürlich sind das alles Eigenschaften, die einer langen Erfahrung bedürfen.

Schwung holen

Ein etwas ungewöhnlich aussehendes Fahrverhalten sollte man beim Kartfahren durchaus einmal ausprobieren: Das "Schwung holen" aus einer Kurve heraus. Da ein Kart nunmal sehr leicht ist, kann man mit einer Ruckbewegung des eigenen Körpergewichts durchaus Schwung holen. Gerade beim Kurvenausgang kann das sinnvoll sein. Allerdings reicht es, das einmal zu machen und nicht, wie oft zu sehen, noch auf der Geraden wie ein gedoptes Känguruh herumzuhüpfen.

© Michael Gärtner

Teilweise aus folgenden Quellen: KARTING en DETAIL - KARTING für SPORT und HOBBY; D. Doeblin, März 1996 (RIMO Handels- und Verlags-GmbH), KART-SPORT, Ein Leitfaden für den Kartsport III, Wolfgang Feßke, November 1997 (RIMO Handels- und Verlags-GmbH), Kartfahren (RTL-Buchedition)

nächste Folge: Der richtige Durchblick

[zum Seitenanfang]
[zurück zur Übersicht]