Jeder Kartfahrer kennt das Problem: Man begibt sich erwartungsvoll in
die Boxengasse in der Karthalle, setzt seinen Helm auf und seinen Hintern
in das Kart. Motor läuft, Visier runter und los gehts! Doch schon
beim ersten Ausatmen passiert es: Das Visier beschlägt! Dies ist
durch den nebelhaften Blick aus dem Helm heraus nicht nur unangenehm,
sondern kann auch böse Folgen haben, wenn es in der Halle nämlich
recht dunkel ist (ist meistens der Fall) und man beispielsweise ein liegengebliebenes
Kart hinter einer Kurve durch die Nebelwand vor Augen nicht rechtzeitig
sieht.
Die meisten Fahrer lösen dieses Problem, indem sie mit gänzlich
geöffnetem Visier fahren, was natürlich das Problem des Beschlagens
löst, nicht aber die Folgen herumfliegenden Gummiabriebs oder Abgasschmutz
vom vorausfahrenden Fahrer. Selbst kleine Partikel Gummiabrieb, die mit
Tempo 65 in Richtung Auge fliegen, können äußerst schmerzhaft
sein und unter Umständen sogar ein Rennen beenden - nämlich
dann, wenn sich der Partikel im Auge festsetzt und einfach nicht mehr
raus will (habt Ihr schon einmal probiert, Euch im Auge rumzubohren, während
Ihr im Zweikampf seid?)
Ich habe einige Tipps zusammengetragen, die das Beschlagen des Helmvisiers
zwar nicht ganz verhindern können, aber durchaus einschränken:
Leichtes Öffnen des Visiers
Durch leichtes Öffnen des Visiers gelangt frische Luft ins Helminnere,
was das Beschlagen weitgehend verhindert. Dies funktioniert jedoch nur
zuverlässig, wenn man einen Helm sein eigen nennt, der über
mehrere Arretierungsstufen des Visiers verfügt. Mit diesen kann man
das Visier einfach und bequem stufenweise öffnen und das es bleibt
auch in dieser Stellung - auch bei größeren Bodenunebenheiten.
Mitunter kann die Zugluft im Helm jedoch etwas unangenehm sein, was besonders
bei Leuten mit empfindlichen Augen oder Kontaktlinsenträgern der
Fall ist. Aber auch für solche Fälle gibt es Mittel und Wege...
Helm aufwärmen
Das Beschlagen des Visiers rührt daher, dass die verhältnismäßig
kalte Außenluft in der Karthalle (und somit ein kaltes Visier) dazu
führt, dass sich beim Ausatmen von warmer, feuchter Luft Kondenswasser
in feinster Tröpfchenform bildet, welches sich auf der Innenseite
des Visiers niederschlägt. Etwas Abhilfe schafft hier das vorzeitige
Erwärmen des Helmes und das frühzeitige Aufsetzen bei geschlossenem
Visier. Je länger man den Helm auf dem Kopf hat und das Visier von
innen mit warmer Luft erwärmt wird, umso weniger beschlägt es
später beim Fahren.
Beim Helmkauf auf ausreichend Lüftungsschlitze
achten
Ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Helmkauf ist das Vorhandensein
von ausreichenden Lüftungsschlitzen. Zumindest vor dem Mund sollte
eine Belüftung angebracht sein, die der warmen Atemluft einen Austritt
aus dem Helminneren ermöglicht. Es gibt aber auch Helme mit zahlreichen
weiteren Belüftungssystemen, wie z.B. an der Seite oder oben. Sonderlich
viel bringen diese Lüftungen jedoch nicht, da die niedrige Geschwindigkeit
beim Indoor-Karting nicht für eine ausreichende Luftströmung
um den Helm herum sorgt. Lüftungsschlitze sind allenfalls als Ergänzung
tauglich, verhindern ein Beschlagen des Helmvisiers aber nicht vollkommen.
Visier pflegen
Wer sein Helmvisier regelmäßig pflegt und sauber hält,
wird auch zu einem nicht unerheblichen Teil vom Beschlagen verschont.
Dies liegt daran, dass ein verunreinigtes Visier mehr Kondensationskeime
bietet, als ein sauberes. Außerdem erhöht eine regelmäßige
Pflege natürlich die Lebensdauer. Als Pflegemittel bietet der Motorrad-Zubehörhandel
alle möglichen Mittelchen an, einfacher Glasreiniger und ein Zewa-Tuch
tun jedoch einen ausreichenden Dienst - zumindest bei geringen Verschmutzungen.
Groben Schmutz entfernt man mit dem Auflegen eines nassen Stückes
Zeitungspapier oder Küchenrolle, welches angetrockneten Schmutz aufweicht,
der sich dann leicht entfernen lässt. Für Motorradfahrer: Damit
wird man sogar die traurigen Überreste lästiger (aber immerhin
toter) Fliegen los. Wichtig: Erst wenn der grobe Schmutz entfernt ist,
anfangen mit Glasreiniger zu rubbeln, da das Visier sonst verkratzt.
Anti-Beschlag-Schicht
Jetzt kommen wir zu etwas professionelleren Möglichkeiten, ein Beschlagen
des Visiers zu vermeiden. Zum einen gibt es da ganz brauchbare Mittelchen
im Motorrad-Zubehörhandel, die in flüssiger Form einfach aufzubringen
sind und auf jeden Fall für einige Stunden ihren Dienst tun. Es gibt
jedoch auch spezielle Visiere mit Innenbeschichtung, die jedoch erstmal
für den eigenen Helm verfügbar sein müssen. Diese zeichnen
sich durch eine doppelte Ausführung des Visiers aus. Das Luftpolster
dazwischen schafft einen geringeren Temperaturunterschied und damit eine
geringere Neigung zum Beschlagen.
Eine etwas universellere Möglichkeit besteht im Aufbringen von Beschlagschutz-Folien
(z.B. FogCity), die einfach von der Innenseite her auf das Standard-Visier
aufgebracht werden und einen zuverlässigen Beschlagschutz bieten.
Mit der Zeit und durch häufiges Putzen wird der Beschlagschutz-Effekt
jedoch nach und nach geringer. Außerdem benötigt man zum Aufbringen
der Folie recht geschickte Hände. Je nach Visierform ist das Aufbringen
unterschiedlich schwer und kann in Frust ausarten. Wenn die Folie nicht
korrekt aufgebracht ist, können außerdem Lichtkreise entstehen,
die das Licht unangenehm brechen und einem so den Spaß an der klaren
Sicht verderben können.
Anti-Beschlag-Schicht selbstgemacht
Wer's billiger und nicht unbedingt viel schlechter haben möchte,
der sollte einmal versuchen, die Innenseite des Visiers dünn mit
Spülmittel einzureiben (aber auf keinen Fall mit Konzentrat - dadurch
bekommt man sehr leicht Schlieren!) und anschließend trocken auszureiben.
Dies hat den Effekt, dass nach dem Ausreiben eine dünne Schicht des
Reinigungsmittels vorhanden bleibt, die die Oberflächenspannung des
ausgeatmeten Wasserdampfes löst und so ein Beschlagen des Visiers
verhindert, da sich das Wasser gleichmäßig auf der Visieroberfläche
verteilt.
Im Internet habe ich außerdem noch folgendes fragliches Hausmittel
entdeckt, welches ich jedoch noch nicht ausprobiert habe und deshalb nicht
bestätigen kann: Mit einer Apfelspalte das Visier einreiben soll
ebenso helfen, wie das Verteilen von Spucke auf der Innenseite (Hm...)
Brillenträger aufgepasst!
Was nützt einem die ganze Sorgfalt und Vorbereitung des Helmvisiers,
wenn man dann auf der Einführungsrunde bemerkt, dass einem die Brille
beschlägt? Hm, dumm gelaufen. Die Brille sollte vor allem nicht kalt
sein, da dies den Beschlag-Effekt noch verstärkt. Außerdem
sollte die Brille natürlich stets sauber sein (was unter Brillenträgern
als fast aussichtsloses Unterfangen gilt, hab ich mir sagen lassen...).
Wer Kontaktlinsen verträgt, sollte auf diese Alternative zurückgreifen.
Und wenn das Visier trotzdem beschlägt?
Hat man sich entsprechend vorbereitet und 3-4 der oben aufgeführten
Punkte beherzigt, sollte das Beschlagen des Visiers nahezu ausgeschlossen
sein. Kommt es dennoch während der Fahrt zum Beschlagen, schafft
ein kurzes Öffnen des Visiers - beispielsweise auf der Start/Ziel-Geraden
- Abhilfe. Ansonsten kann sich glücklich schätzen, wer Handschuhe
besitzt, die über eine Wischerlippe an einem Finger verfügen
oder noch besser: eine Fläche mit Rauhleder. Damit kann man das angesammelte
Kondenswasser elegant wegwischen oder wieder zu einem kontinuierlichen
Film verteilen.
© Michael Gärtner
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