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Letztes Update: Sonntag, 29.12.2002

Folge 3: Der richtige Durchblick

Jeder Kartfahrer kennt das Problem: Man begibt sich erwartungsvoll in die Boxengasse in der Karthalle, setzt seinen Helm auf und seinen Hintern in das Kart. Motor läuft, Visier runter und los gehts! Doch schon beim ersten Ausatmen passiert es: Das Visier beschlägt! Dies ist durch den nebelhaften Blick aus dem Helm heraus nicht nur unangenehm, sondern kann auch böse Folgen haben, wenn es in der Halle nämlich recht dunkel ist (ist meistens der Fall) und man beispielsweise ein liegengebliebenes Kart hinter einer Kurve durch die Nebelwand vor Augen nicht rechtzeitig sieht.

Die meisten Fahrer lösen dieses Problem, indem sie mit gänzlich geöffnetem Visier fahren, was natürlich das Problem des Beschlagens löst, nicht aber die Folgen herumfliegenden Gummiabriebs oder Abgasschmutz vom vorausfahrenden Fahrer. Selbst kleine Partikel Gummiabrieb, die mit Tempo 65 in Richtung Auge fliegen, können äußerst schmerzhaft sein und unter Umständen sogar ein Rennen beenden - nämlich dann, wenn sich der Partikel im Auge festsetzt und einfach nicht mehr raus will (habt Ihr schon einmal probiert, Euch im Auge rumzubohren, während Ihr im Zweikampf seid?)

Ich habe einige Tipps zusammengetragen, die das Beschlagen des Helmvisiers zwar nicht ganz verhindern können, aber durchaus einschränken:

Leichtes Öffnen des Visiers

Durch leichtes Öffnen des Visiers gelangt frische Luft ins Helminnere, was das Beschlagen weitgehend verhindert. Dies funktioniert jedoch nur zuverlässig, wenn man einen Helm sein eigen nennt, der über mehrere Arretierungsstufen des Visiers verfügt. Mit diesen kann man das Visier einfach und bequem stufenweise öffnen und das es bleibt auch in dieser Stellung - auch bei größeren Bodenunebenheiten. Mitunter kann die Zugluft im Helm jedoch etwas unangenehm sein, was besonders bei Leuten mit empfindlichen Augen oder Kontaktlinsenträgern der Fall ist. Aber auch für solche Fälle gibt es Mittel und Wege...

Helm aufwärmen

Das Beschlagen des Visiers rührt daher, dass die verhältnismäßig kalte Außenluft in der Karthalle (und somit ein kaltes Visier) dazu führt, dass sich beim Ausatmen von warmer, feuchter Luft Kondenswasser in feinster Tröpfchenform bildet, welches sich auf der Innenseite des Visiers niederschlägt. Etwas Abhilfe schafft hier das vorzeitige Erwärmen des Helmes und das frühzeitige Aufsetzen bei geschlossenem Visier. Je länger man den Helm auf dem Kopf hat und das Visier von innen mit warmer Luft erwärmt wird, umso weniger beschlägt es später beim Fahren.

Beim Helmkauf auf ausreichend Lüftungsschlitze achten

Ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Helmkauf ist das Vorhandensein von ausreichenden Lüftungsschlitzen. Zumindest vor dem Mund sollte eine Belüftung angebracht sein, die der warmen Atemluft einen Austritt aus dem Helminneren ermöglicht. Es gibt aber auch Helme mit zahlreichen weiteren Belüftungssystemen, wie z.B. an der Seite oder oben. Sonderlich viel bringen diese Lüftungen jedoch nicht, da die niedrige Geschwindigkeit beim Indoor-Karting nicht für eine ausreichende Luftströmung um den Helm herum sorgt. Lüftungsschlitze sind allenfalls als Ergänzung tauglich, verhindern ein Beschlagen des Helmvisiers aber nicht vollkommen.

Visier pflegen

Wer sein Helmvisier regelmäßig pflegt und sauber hält, wird auch zu einem nicht unerheblichen Teil vom Beschlagen verschont. Dies liegt daran, dass ein verunreinigtes Visier mehr Kondensationskeime bietet, als ein sauberes. Außerdem erhöht eine regelmäßige Pflege natürlich die Lebensdauer. Als Pflegemittel bietet der Motorrad-Zubehörhandel alle möglichen Mittelchen an, einfacher Glasreiniger und ein Zewa-Tuch tun jedoch einen ausreichenden Dienst - zumindest bei geringen Verschmutzungen. Groben Schmutz entfernt man mit dem Auflegen eines nassen Stückes Zeitungspapier oder Küchenrolle, welches angetrockneten Schmutz aufweicht, der sich dann leicht entfernen lässt. Für Motorradfahrer: Damit wird man sogar die traurigen Überreste lästiger (aber immerhin toter) Fliegen los. Wichtig: Erst wenn der grobe Schmutz entfernt ist, anfangen mit Glasreiniger zu rubbeln, da das Visier sonst verkratzt.

Anti-Beschlag-Schicht

Jetzt kommen wir zu etwas professionelleren Möglichkeiten, ein Beschlagen des Visiers zu vermeiden. Zum einen gibt es da ganz brauchbare Mittelchen im Motorrad-Zubehörhandel, die in flüssiger Form einfach aufzubringen sind und auf jeden Fall für einige Stunden ihren Dienst tun. Es gibt jedoch auch spezielle Visiere mit Innenbeschichtung, die jedoch erstmal für den eigenen Helm verfügbar sein müssen. Diese zeichnen sich durch eine doppelte Ausführung des Visiers aus. Das Luftpolster dazwischen schafft einen geringeren Temperaturunterschied und damit eine geringere Neigung zum Beschlagen.
Eine etwas universellere Möglichkeit besteht im Aufbringen von Beschlagschutz-Folien (z.B. FogCity), die einfach von der Innenseite her auf das Standard-Visier aufgebracht werden und einen zuverlässigen Beschlagschutz bieten. Mit der Zeit und durch häufiges Putzen wird der Beschlagschutz-Effekt jedoch nach und nach geringer. Außerdem benötigt man zum Aufbringen der Folie recht geschickte Hände. Je nach Visierform ist das Aufbringen unterschiedlich schwer und kann in Frust ausarten. Wenn die Folie nicht korrekt aufgebracht ist, können außerdem Lichtkreise entstehen, die das Licht unangenehm brechen und einem so den Spaß an der klaren Sicht verderben können.

Anti-Beschlag-Schicht selbstgemacht

Wer's billiger und nicht unbedingt viel schlechter haben möchte, der sollte einmal versuchen, die Innenseite des Visiers dünn mit Spülmittel einzureiben (aber auf keinen Fall mit Konzentrat - dadurch bekommt man sehr leicht Schlieren!) und anschließend trocken auszureiben. Dies hat den Effekt, dass nach dem Ausreiben eine dünne Schicht des Reinigungsmittels vorhanden bleibt, die die Oberflächenspannung des ausgeatmeten Wasserdampfes löst und so ein Beschlagen des Visiers verhindert, da sich das Wasser gleichmäßig auf der Visieroberfläche verteilt.
Im Internet habe ich außerdem noch folgendes fragliches Hausmittel entdeckt, welches ich jedoch noch nicht ausprobiert habe und deshalb nicht bestätigen kann: Mit einer Apfelspalte das Visier einreiben soll ebenso helfen, wie das Verteilen von Spucke auf der Innenseite (Hm...)

Brillenträger aufgepasst!

Was nützt einem die ganze Sorgfalt und Vorbereitung des Helmvisiers, wenn man dann auf der Einführungsrunde bemerkt, dass einem die Brille beschlägt? Hm, dumm gelaufen. Die Brille sollte vor allem nicht kalt sein, da dies den Beschlag-Effekt noch verstärkt. Außerdem sollte die Brille natürlich stets sauber sein (was unter Brillenträgern als fast aussichtsloses Unterfangen gilt, hab ich mir sagen lassen...). Wer Kontaktlinsen verträgt, sollte auf diese Alternative zurückgreifen.

Und wenn das Visier trotzdem beschlägt?

Hat man sich entsprechend vorbereitet und 3-4 der oben aufgeführten Punkte beherzigt, sollte das Beschlagen des Visiers nahezu ausgeschlossen sein. Kommt es dennoch während der Fahrt zum Beschlagen, schafft ein kurzes Öffnen des Visiers - beispielsweise auf der Start/Ziel-Geraden - Abhilfe. Ansonsten kann sich glücklich schätzen, wer Handschuhe besitzt, die über eine Wischerlippe an einem Finger verfügen oder noch besser: eine Fläche mit Rauhleder. Damit kann man das angesammelte Kondenswasser elegant wegwischen oder wieder zu einem kontinuierlichen Film verteilen.

© Michael Gärtner

nächste Folge: Grundlegende Kurventechnik

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