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Letztes Update: Dienstag, 08.07.2003

Folge 10: Driften oder nicht driften?

Indoor-Kartbahnen haben ihre eigenen Gesetze. In der Regel ist die Streckenführung sehr kurvig und manche Kurven sind dermaßen eng, dass sie einem den Drift förmlich aufzwingen. Dabei geht es beim Indoor-Fahren mit beschleunigungsträgen Leihkarts gerade darum, das Driften an den entscheidenden Stellen zu vermeiden. Während ein wild driftender Fahrer durch spektakuläre Optik auffällt, zeigen spätestens die gestoppten Rundenzeiten auf der Anzeigetafel, dass die Rekordzeiten in unerreichbare Ferne rücken.

Ein driftendes Kart legt am Kurvenausgang mehr Meter zurück als das stabile, gerade durchgelenkte - das sieht man oft schon mit dem bloßen Auge. Bei ungefähr 36 km/h fährt man etwa 10 Meter pro Sekunde. Ein Kart, das in der Kurve driftet, macht ca. 2 Meter mehr, was ganze 2 Zehntelsekunden ausmacht. Auf fünf Kurven hochgerechnet ist das schon eine ganze Sekunde! Und viele Kartbahnen haben ca. 20 Kurven und mehr... Durch Lupfen des Gaspedals oder leichtes Bremsen am Kurveneingang verliert man Hundertstel oder Zehntel, durch Querstehen am Ausgang aber ganze Sekunden. Steht das Kart also am Kurvenausgang quer, war man am Kurveneingang zu schnell. Die logische Konsequenz und einzige Lösung: Langsamer in die Kurve hinein, dafür so früh wie möglich ein stabiles Kart herausbeschleunigen. Warum stabil? Durch die kart-typische Starrachse kommt die ganze Kraft nur auf den Boden, wenn das Kart eine Gerade fährt, also bei Null Lenkeinschlag. Der Punkt des geringsten Lenkeinschlags ist im Idealfall der Scheitelpunkt der Kurve, da es der frühestmögliche ist. Wer über den Scheitelpunkt hinausdriftet, hat schon verloren, weil er wertvolle Meter verschenkt.

Beim Anstellen kann man entgegen dieser Formel jedoch durch Querstehen durchaus Zeit gewinnen. Da das Kart nämlich nur beim Anbremsen quer steht und man beim Beschleunigen schon wieder in der richtigen Fahrtrichtung steht, kann man früher aufs Gas und dadurch mächtig Zeit gutmachen. Entscheidend ist nicht das Driftverhalten beim Anbremsen im Kurveneingang, da der Bremsweg durch das Rutschen über alle vier Räder verkürzt wird, sondern beim Durchfahren und Herausbeschleunigen aus der Kurve heraus.

Einige Fahrer fluchen über glatte Fahrbahnbeläge, da man permanent am Driften ist und ein völlig driftfreies Fahren unmöglich erscheint. Tatsache ist, dass Rutschbeläge die größte Herausforderung an das Fahrgefühl stellen. Sie verlangen einen gefühlvollen und disziplinierten Umgang mit Gas, Bremse und Lenkung. Das Spiel mit der Lastverteilung durch Verlagerung des Körpergewichts kann dabei zur Wissenschaft werden. Manche Fahrer vertreten die Meinung, ein "sich in die Kurve legen" wie beim Motorradfahren ergibt einen besseren Grip. Tatsache ist, dass eine solche Fahrweise die äußeren Räder auf Kosten der möglichen Querbeschleunigung entlastet. Passiert dies zugleich mit dem Einlenkmoment, so drückt die Gewichtsverlagerung das Kart zusätzlich aus der Kurve.

© Michael Gärtner

nächste Folge: Die Kampflinie

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